Warum Tankstellen in Island dein Zuhause werden und neun andere Dinge, die du über Island wissen mus
- Simon Erni
- 28. Sept. 2017
- 6 Min. Lesezeit
Ja es hat mich mal wieder in eine Tankstelle "verschlagen"... Ich bin jetzt seit einem Monat in Island und selbst schon etwas ein "Isländer" geworden. Seit dem ich mittlerweile einen etwas grösseren Bart habe, werde ich an vielen Orten nun auch direkt auf Isländisch angesprochen.
Nun Spass beiseite... Ich dachte mir, ich schreibe hier noch kurz einige Dinge auf, die ich hier in Island gelernt habe und was du sonst noch so über Island wissen musst, wenn du vielleicht selbst mal nach Island reisen möchtest. Dies ist voraussichtlich mein letzter Island-Beitrag, denn ich weiss bereits wie es bei meiner Reise weitergeht, dazu im Anschluss gleich noch ein weiterer kurzer Post.
Erstens: Tankstellen werden in Island dein Zuhause.
Schlicht aus dem Grund, weil es an vielen Orten nichts anderes gibt, wo du mal einen Kaffee, Tee oder einen kleinen Snack kaufen kannst. Es gibt in Island im Wesentlichen zwei grosse Ketten: N1 und Ollis. Bei N1 hast du 1h gratis W-Lan, bei Ollis unbegrenzt. Ich selbst mag die Tankstellen von Ollis besser. Diese sind gemütlicher und meist familiär geführt. So sieht das dann typischerweise aus: Tankstelle in Hvammstangi:

Ja genau hier schreibe ich jetzt gerade diesen Beitrag.

Tanken ist in Island übrigens (wie fast alles) superteuer. Ein Liter Benzin kostet ca. 200 Kronen, das sind umgerechnet ca. 1.80 CHF. Da Tankstellen in Island aber je nach Ort verbreiteter oder auch nur sehr spärlich (!) anzutreffen sind, lohnt es sich regelmässig zu tanken.
Was du unbedingt beachten solltest, falls du auch mal nach Island reist: Tanken kannst du meist nur mit einer Kreditkarte und auch nur dann wenn dein PIN-Code nicht mehr als 4 Ziffern hat (also unbedingt ändern!).
Und ja: an jeder Tankstelle gibt es auch die "geheime isländische Nationalspezialität": Den isländischen Hot-Dog (Brot, gefüllt mit gerösteten und rohen Zwiebeln, Ketchup, Senf und Remoulade). Unbedingt probieren!!!
Zweitens: Ampeln siehst du in Island nur ganz wenige - und falls ja, wirst Du sie lieben.
Die weite, oft sehr spärlich besiedelte Landschaft Islands bringt es mit sich, dass es nur sehr wenige Ampeln gibt. Aber wenn du mal eine Ampel siehst (hier von Akureyri), dann wirst du dich freuen, denn Du hast gleich noch ein einzigartiges Fotomotiv:

In Island gelten übrigens folgende Geschwindigkeiten: 90 = Maximalgeschwindigkeit, ausserorts, d.h. fast überall, 80 = Maximalgeschwindigkeit auf Schotterstrassen, 70 = vor einem Dorf, 50 = in einem Dorf, 35 = in einem kleinen Dorf oder bei einer Baustelle. Auf deine Geschwindigkeit solltest du in Island übrigens streng achten (bzw. einfach in Städten oder bei grösseren Ansiedlungen). Die Isländer lieben Blitzkästen. Alleine in Reykjavik gibt es wohl mehr Blitzkästen als in der ganzen Schweiz.
Drittens: Wenn man in Island ein Haus betritt, zieht man die Schuhe aus.
Die Isländer ziehen die Schuhe aus, wenn sie ein Haus betreten. Die Isländer sagen, sie "wissen nicht genau, warum sie das tun, aber es ist Tradition und sie möchten diese Tradition aufrechterhalten". Das erwarten die Isländer übrigens auch von Touristen. Wenn du ein Guesthouse, Museum, Restaurant betrittst, weist in der Regel ein Schild darauf hin, das dann etwa so aussieht:

Viertens: safetravel.is und vedur.is - Diese isländischen Webseiten solltest Du kennen.
Es gibt hier zwei Webseiten, die Du kennen solltest: vedur.is (Wetterbericht und Wahrscheinlichkeit von Nordlichtern) und safetravel.is (Strassenzustand und Informationen zu allenfalls gesperrten Strassen).

Fünftens: Isländische Pferde sind sehr zutraulich.
Die süssen isländische Pferde - sie sind überall - nur immer so weit weg, irgendwo draussen im Feld. Schade eigentlich oder? Kein Problem. Halte einfach am Strassenrand an und gehe mit deiner Kamera zum Zaun hin. Warte dann maximal fünf Minuten und ich verspreche Dir, bis dann werden sicher zehn Pferde den Weg zu Dir zum Zaun gefunden haben. Ich habe das mehrmals so gemacht und das hat immer funktioniert.

Sechstes: Wo und zu welcher Zeit du in Island Nordlichter sehen kannst.
Ich bin kein Nordlichtexperte. Was ich weiss: Nordlichter sieht man nur in jenen Länder die an den Polarkreis grenzen und in aller Regel sind Nordlichter ein "Phänomen der Wintermonate" - Etwas kurz vor Mitternacht, meistens zwischen 22 und 23.30 Uhr sind die Nordlichter am aktivsten. Was aber ganz wichtig ist: Wenn Du Nordlichter sehen möchtest, solltest Du mal wirklich etwas "raus" von allen Städten / Dörfer etc. in die dunkle Nacht, die idealerweise sternenklar ist und v.a. weit weg von Mondlicht und Lichtsmog. Im September kannst Du in Island übrigens bereits ausreichend Nordlichter sehen. Wenn Du diese fotografieren möchtest, brauchst du eine lange Belichtungszeit und damit unbedingt ein Stativ.

Siebtens: Camping (bzw. im Auto schlafen) kann ich Dir für Island sehr empfehlen.
Ich reise relativ einfach durch Island. Mit einem Suzuki Jimny, in welchem ich auch regelmässig schlafe (abgesehen von bisher nur 5 Übernachtungen in Guesthouses!). Ein Zelt habe ich auch dabei - jedoch bis zum heutigen Tag noch nie aufgestellt. Warum? Campingplätze sind in Island weder besonders viele vorhanden und meist auch nicht sehr einladend. Du zahlst dann auch noch 10 Euro für das, dass du dein Zelt irgendwo auf einer Schotterpiste aufstellen darfst / musst. Nein danke. Ich schlafe im Auto und gerade da, wo es mich hinzieht. Das ist so ein "Graubereich", denn Frei Campen (also mit den Wohnmobilen) ist in Island nicht erlaubt. Wenn Du aber ein "normales" Auto hast, dann kannst Du dieses im Prinzip fast überall parken und schlafen. Es gibt einige Orte, wo explizit steht "No overnight stay" - Diese und allzu belebte Orte meide ich. Ich fahre meistens etwas ins Land oder die Küste raus, da stört es niemanden und soweit ich das gesehen habe, machen das auch viele andere so.
Bist Du so unterwegs, hat das übrigens auch den Vorteil, dass du oft noch vor dem Einschlafen Nordlichter sehen kannst.

Das Beste am Campen bzw. Schlafen im Auto: Du bist unabhängig von irgendwelchen Guesthouses, die (ausser Reykjavik) nur sehr spärlich vorhanden sind und (zu überteuerten Preisen) vorgebucht werden müssen. Bist du davon unabhängig, kannst Du auch deine Route freier gestalten, was im Hinblick auf das isländische Wetter (sehr wechselhaft) ein enormer Vorteil ist.
Achtens: Isländische Schokolade solltest Du unbedingt einmal probieren.
Neben dem isländischen Hot Dog solltest Du auch unbedingt einmal isländische Schokolade probieren. Diese ist meistens "Fair Trade" produziert und schmeckt ausgezeichnet. Besonders gerne mag ich jene mit Caramelstücken. Hier fotografiert an einer Tankstelle (ja hier sind sie ca. 4.- also superteuer). Am günstigsten zu Lebensmittel kommst Du übrigens in den "Bonus" Supermärkten.

Neuntens: Schnapp Dir einen 4x4 und entdecke das wirkliche Island.
Dass es sich lohnt in Island ein Fahrzeug mit 4x4 zu mieten, davon habe ich schon ausführlich berichtet. Es ist aber auch eine Frage der Zeit, wie lange du in Island bist. Du bist 2 Wochen in Island? Dann nimm dir ein Auto mit stinknormalem 2WD und entdecke Island entlang der Ringstrasse. Die Ringstrasse ist wahrscheinlich die "schönste Hauptstrasse Europas" und bereits entlang der Ringstrasse kannst du viele tolle Sachen und auch Landschaften entdecken. Wenn du länger als 2 Wochen nach Island reist, dann aber schnapp dir unbedingt einen 4x4. Ich habe das immer sehr geschätzt, du kannst dann einfach auch alle Schotterstrassen, Kiesstrassen befahren und Flüsse durchqueren und das wirkliche Island abseits der Ringstrasse entdecken. Auch dieses Bild hier ist an einem solchen Ort entstanden (im Norden, nahe Hvammstangi):

Zehntens: Ja Island ist wirklich sehr teuer. Warum es sich trotzdem lohnt...
Nun ja: Island ist teuer. Ein Isländer sagte zu mir mal: "Das einzige was in Island gratis ist, ist das Wasser". Ja das stimmt. Du kannst hier frisches und ausgezeichnetes Quellwasser direkt vom Wasserhahn trinken. Und - ebenfalls an vielen Orten gratis (hier in den Westfjorden) - kannst du dich einfach mal in einen (mit Schwefelwasser geheizten) Natur-Pott hineinsetzen, relaxen und den Moment geniessen, hier z.B. bei einem Bad in einem solchen Pott - ganz alleine in den Westfjorden (das Foto habe ich mit Selbstauslöser gemacht)

Island - und das ist eindeutig das Beste hier - hat unglaublich schöne Landschaften, wie ich diese so nur selten oder vielleicht noch gar nie gesehen habe. Island vereint alle Farben dieser Welt und du kannst schwarze, grüne, gelbe, rote, violette Berge sehen, Wasserfälle in allen Grössen und Formen etcetc. - ich will hier auch gar nicht mehr lange schreiben - am besten Du besuchst Island selbst mal eines Tages - von der Schweiz aus kannst du übrigens in rund 4 Stunden nach Island fliegen, ist also gar nicht so weit weg...
Vielleicht noch ein paar Worte zu den "Highlights" von Island. Island hat bekannte "Highlights", die auch wirklich "Highlights" sind, dann aber vor allem auch sehr viele kleine Orte / unbekannte Orte, an welchen Du selbst deine Highlights entdecken wirst. Ich habe hier bewusst keine Karte gebastelt und irgendwelche Highlights markiert, denn was ich wirklich sagen kann: Island war einfach in jeder Hinsicht super und ich habe jeden Tag hier sehr genossen!!! Wenn du selbst mal nach Island reisen möchtest und noch ein paar Tipps oder Ideen brauchst, melde dich einfach bei mir - Sehr gerne freue ich mich dann auf diesen Austausch.
So hoffe dass es nicht zu viele Rechtschreibfehler hat, denn inzwischen ist die Sonne gekommen und ich will rasch nochmals raus. Melde mich bald mit meinen neuen Reiseplänen. glg. Simon
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